Über die Vergiftung der Gesprächskultur

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Mit einem Blog, den ich vor ein paar Jahren über ein neues deutsches Gesetz geschrieben hatte, ist es mir das erste Mal so ergangen, dass ich von den Kommentaren einiger Leser förmlich erschlagen wurde. Dabei hatte man den  Grundgedanken meines Artikels, also seine Aussage, völlig ausser Acht gelassen. Eine nüchterne, sachliche Behauptung wurde durch eine unangemessene und nicht mit der Thematik zusammenhängende Erwiderung wie mit Dreschflegeln zusammengschlagen. Da bleibt man wehrlos und sprachlos zurück. Der Gespraechspartner hatte die Regeln der Logik verlassen.

 

Es ist eine traurige Erkenntnis der letzten Jahre, dass man unter vermeintlichen Freunden, unter Menschen, die eine gute Ausbildung genossen haben und im Leben ihren Mann stehen, ja unter Leuten, die ein Universitätsdiplom in der Tasche haben, oder auf der Akademie waren (Musiker!), bei der Erörterung politischer Sachverhalte immer öfter eine Spezies antrifft, die von allen guten Geistern verlassen scheint.

 

Ein „guter Geist“ nämlich ist sachlich in der Wortwahl, sorgfältig in der Geprächsführung und er ist wohlwollend in der Berücksichtigung der Argumente. Auch ein gewisses Maß an Geduld und Nonchalance sollte man ihm wünschen.

 

Die Ursachen dieses gesellschaftlichen Phänomens zu ergründen, das einer Vergiftung der Gespraechskultur gleicht, ist die eine Seite. Auf der anderen Seite befällt einen eine Traurigkeit. Diese könnte gar  in ein inneres Exil ausarten und in ein wirkliches Exil münden. Die Hoffnung jedoch, dass es nicht soweit kommen möge, gibt uns die Kraft weiter zu machen gegen die Beliebigkeit einer verqueren Logik, die jedes Gespräch unter den Menschen zunichte macht.